Veranstaltungsreihe: Die Neue Rechte und Rechtsextremismus

In den vergangenen Monaten haben wir uns ein wenig mit der Neuen Rechten und rechten Strukturen an Universitäten und Hochschulen beschäftigt. Da gesamtgesellschaftlich rechte Ideologien immer anschlussfähiger wirken, (teilweise pandemiebedingt) Gruppierungen um rechte, antisemitische Verschwörungsideologien Zulauf erhalten und das Mobilisierungspotenzial von rechtskonservativen, nationalistischen Parteien enorm gestiegen ist, sind auch weiterführende Bildungsinstitutionen nicht frei von rechten Ideologien - und gerade hier wird die Neue Rechte aktiv.

Wer ist denn aber nun diese Neue Rechte, von der ständig gesprochen wird? Welche Ideologieelemente lassen sich in rechten Strukturen wiederfinden? Was sind Gemeinsamkeiten und Unterschiede zum "Rechtsextremismus" [1]? Zur Beantwortung dieser Fragen werden wir uns im Februar und April mit einigen Elementen bzw. Themen rechter Strukturen beschäftigen und deren Wirken in gesellschaftliche Bereiche wie z.B. Hochschulen und Naturschutz nachvollziehen. Gleichzeitig werden Veranstaltungen organisieren, in welchen über Funktionen und Mechanismen rechter Ideologie und über mögliche Schulterschlüsse mit anderen Gruppierungen und Logiken aufgeklärt wird. Deutlicher wird das in den unten folgenden Veranstaltungsbeschreibungen.

Rechte Strukturen an Universitäten und Hochschulen
Insbesondere durch Studentenverbindungen und Männerbünde, rechts-konservative Hochschulgruppen und Initiativen, aber auch durch die Gesinnung einzelner Lehrender und Studierender wird deutlich, dass auch weiterführende Bildungsinstitutionen Orte rechter Ideologien sind.
AFD nahe Hochschulgruppen wie die Campus Alternativen oder Junge Alternative HG gründen sich vermehrt an Universitäten [https://www.br.de/nachricht/unis-afd-hochschulgruppen-100.html], auch der RCDS fällt mit seinem Feindbild Emanzipation und der Zusammenarbeit mit Rechten auf  [https://www.rnz.de/nachrichten/heidelberg_artikel,-heidelberger-rcds-wen... und immer wieder gibt es Diskussionen um Lehrende, die ihre rechte Gesinnung mit in den Seminarraum bringen [https://taz.de/Rechte-Hochschuldozenten/!5322841/]. Burschenschaften und Männerbünde sind seit Jahrzehnten ein Teil der Hochschulkultur und teilweise auch in der Hochschulpolitik vertreten. Insbesondere bei letzteren liegt eine Verknüpfung mit antifeministischen Einstellungen nah: Frauen* werden aus den Bündnissen ausgeschlossen und Frauen*emanzipation zum Feindbild erklärt. Generell propagiert das rechtskonservative Weltbild auch ein konservatives, heteronormatives Familien- und Rollenverständnis, in welchem Verantwortlichkeiten zwischen den binär verstandenen Geschlechtern klar aufgeteilt sind.

Auch in Osnabrück müssen wir nicht tief graben, um Quellen rechter und antifeministischer Ideologien und Erzählungen zu finden: Lokal ansässige Burschenschaften entstammen antisemitischen Gruppierungen und fallen durch ihre historisch begründete völkisch-nationalistische und rassistische Gesinnung auf und eine kleine Recherche zur Geschichte und Verbandelung einiger Hochschulgruppen hinterlässt ein unangenehmes Bauchgefühl in Erinnerung an Schulterschlüsse mit Rechtsextremen. Angestellte fallen in der von rechts durchdrungenen Querdenkerszene auf und im Jahr 2014 verklagte ein rechtsextremer Student (erfolglos) den AStA [https://blog.zeit.de/stoerungsmelder/2014/08/21/rechtsextremer-student-s.... Rechtsautoritäre Ideologieelemente und menschenfeindliche Ideen finden sich nicht nur irgendwo, weit entfernt bei der extremen Rechten, sondern auch an unserer Universität und Hochschule.

Um uns mit diesen Themen auseinanderzusetzen, haben wir drei Veranstaltungen organisiert, die sich mit zentralen Ideologieelementen und Themen rechter Strukturen befassen. Die Links zu den Veranstaltungen werdet ihr jeweils in den zugehörigen Beschreibungen finden.

1. Alter Wein in neurechten Schläuchen - Die „Neue Rechte“ an den Hochschulen am 10.02. um 18 Uhr
Am 10.02. werden wir uns erst einmal mit der Strömung der Neuen Rechten, ihren Inhalten und Funktionsweisen beschäftigen. Unser Referent, der Journalist und Publizist Lucius Teidelbaum, wird mit Bezug auf lokale Beispiele Strategien und Inhalte der Neuen Rechten kritisch beleuchten und insbesondere auf deren Vorkommen an Hochschulen eingehen.

2. Rechtsextremismus und Naturschutz am 24.02. um 18 Uhr
Für den 24.02. haben wir Farn, die Fachstelle Radikalisierungsprävention und Engagement im Naturschutz der NaturFreunde eingeladen, um uns mit einem bisher wenig besprochenen Thema auseinanderzusetzen: Der interaktive Vortrag sensibilisiert für die historischen und aktuellen Verknüpfungen des deutschen Natur- und Umweltschutzes mit extrem rechten Ideologien.

3. Antifeminismus und Rechtsextremismus am 09.04.21 um 18 Uhr
Nach den Semesterferien geht es am 09.04. mit zwei Expertinnen zum Thema Antifeminismus und (extreme) Rechte weiter: Die Journalistin Veronika Kracher und die Soziologin Rebekka Blum werden uns erst einmal erläutern, was Antifeminismus bedeutet und welche Funktionen antifeministische Themen einnehmen. Im Anschluss daran werden wir über die Zusammenhänge von Antifeminismus und Rechtsextremismus sprechen und einen aktuellen Bezug zur Querdenkerszene herstellen.

Wir freuen uns auf spannende Veranstaltungen mit euch. Bei Fragen und Anregungen meldet euch gerne per Mail unter asta-polbil@uos.de

[1] Rechtsextremismus: Wir möchten an dieser Stelle auf die in unseren Augen angebrachte Kritik am Extremismusbegriff hinweisen und schließen uns vor allem den Punkten an, welche die Problematik einer Gleichsetzung von Links- und Rechtsextremismus und damiteinhergehenden Gleichsetzung rechter Morde und Anschläge mit linken Protesten und Sachbeschädigungen hervorheben. Dennoch haben wir uns aufgrund der Popularität und Zugänglichkeit des Begriffes für dessen Nutzung entschieden. Mehr dazu: https://www.lpb-bw.de/extremismus-kritik