Veranstaltungsreihe in Erinnerung an den Tag der Befreiung und die Kapitulation Nazideutschlands am 8. Mai 1945

8. Mai 1945: Nachdem einen Tag zuvor die bedingungslose Kapitulation unterschrieben wurde, wurden an diesem Tag endlich die letzten Kriegshandlungen in Europa eingestellt. Der deutsche Nationalsozialismus war besiegt. Die Schornsteine der Vernichtungslager hatten keine Funktion mehr, der industrielle Massenmord war gestoppt. Wäre das Geschehene nicht so unsagbar qualvoll, wären die Tränen über den Verlust jedweder Menschlichkeit nicht noch feucht, es wäre sicher ein Tag, an dem so ausgiebig gefeiert würde, wie es die Welt zuvor nicht sehen konnte.
„Es war kein Wachtraum, ein lebender Toter stand mir gegenüber. Hinter ihm waren im nebligen Dunkel Dutzende anderer Schattenwesen zu erahnen, lebende Skelette. Die Luft roch unerträglich nach Exkrementen und verbranntem Fleisch. Ich bekam Angst, mich anzustecken, und war versucht wegzulaufen. Und ich hatte keine Ahnung, wo ich war. Ein Kamerad sagte mir, wir seien in Auschwitz. Es war uns klar, dass etwas Schreckliches über diesem Ort lag: Wir fragten uns, wozu all die Baracken, die Schornsteine und die Räume mit den Duschen gedient hatten, die einen seltsamen Geruch verströmten. ich dachte an ein paar tausend Tote – nicht an Zyklon B und das Ende der Menschlichkeit.“ Jakow Wintschenko, Soldat der Roten Armee, die am 27. Januar 1945 das Vernichtungslager Auschwitz befreite.
Doch von diesem Tag an sollte alles besser werden. Der deutsche Faschismus schien besiegt, die deutschen Verbrecher*innen würden für den Mord an Millionen Menschen zur Rechenschaft gezogen werden. Gras sollte wachsen auf den Trümmern der faschistischen Gesellschaft, grün und mit bunt leuchtenden Blumen. Die Geschichte, so bitter sie war, würde dafür Sorge tragen, dass sie sich nicht wiederholt. Nie wieder. Nie wieder Faschismus, nie wieder Nazis. Nie wieder sollte es so weit kommen, dass Menschen systematisch ausgegrenzt, verfolgt oder gar vernichtet werden.
Heute, 72 Jahre später, schauen wir beängstigt nicht bloß in die Geschichte, sondern ebenso in die Zukunft. Nazis? Gibt es noch immer. Faschismus auch. Krieg, Folter, Verfolgung, Vertreibung, Misshandlungen und vieles mehr sind immer noch nichts ungewöhnliches in den Nachrichten. Rechte Parolen werden immer noch laut. Eine „Schande“ sei das Holocaust-Mahnmal, kriminelle und nicht kriminelle Ausländer*innen sollen raus aus Deutschland. Menschen die am falschen Ort zur Welt kamen und dort nicht bleiben können, werden systematisch kontrolliert, ausgegrenzt und eingesperrt. Wenn sie es denn überhaupt schaffen, meterhohen Stacheldraht oder das Mittelmeer zu überwinden. Es wird nicht mehr von Rassen gesprochen, die heißen jetzt anders - nämlich Kulturen. Geändert hat sich ansonsten nicht besonders viel: Ein Blick auf die Schlagzeilen, Mitte-Studien, Wahlumfragen und Wahlergebnisse führt vor Augen, dass (kultur-) rassistische, antisemitische und andere menschenverachtende Denkmuster auch in Deutschland nach wie vor salonfähig sind.
Für eine tiefere Auseinandersetzung mit den hier nur kurz angerissenen Themen bieten wir euch (und uns) diese Veranstaltungsreihe. Kommt mit euren Freund*innen vorbei, erinnert an und feiert die Befreiung. Bildet euch, bildet andere und schafft gemeinsam die Grundlage dafür, dass wir nie wieder einen 8. Mai brauchen.