Stellungnahme des AStA zur geplanten Schließung des Kunsthistorischen Instituts

Der AStA der Universität Osnabrück solidarisiert sich mit der Fachschaft Kunstgeschichte und dem Kunsthistorischen Institut in Bezug auf das unangemessene Vorgehen des Präsidiums der Universität bei der vorgesehenen Schließung des Instituts und der Einstellung der damit verbundenen Studiengänge und fordert die Rücknahme dieser Entscheidung.

Die Vorgehensweise des Präsidiums in dieser Sache ist vollkommen inakzeptabel. Ohne auch nur die Konsultation eines demokratisch gewählten Gremiums der Universität, ohne die leiseste Andeutung dieses Schrittes, ohne jeglichen Kontakt zur Welt außerhalb des Präsidiums hat es eigenmächtig die Schließung des Kunsthistorischen Instituts beschlossen. Auch lässt die Informationspolitik des Präsidiums jeglichen Anstand vermissen. Betroffene Personen, Gremien und andere Beteiligte wurden lediglich äußerst kurzfristig vor vollendete Tatsachen gestellt. Dass das Präsidium nun in Reaktion auf Kritik an seinem Vorgehen auf die gesetzlich vorgesehenen Stellungnahmen von Senat und Fachbereichsrat verweist [1] scheint in Anbetracht der Bestimmtheit der vorangegangenen Aussage und ihrer angeblichen Alternativlosigkeit zynisch.

Die Äußerung des Präsidenten, auf eine Stellungnahme des Instituts [2] wegen ihres angeblich „wahrheitswidrigen“ und die „Interessen der Gesamtuniversität schädigenden“ Inhalts hin den verantwortlichen Personen personalrechtliche Schritte anzudrohen [3] entbehrt einer gewissen Komik nicht, zeigt doch gerade die Vorgehensweise in diesem Fall, dass autoritäre und abrupte Entscheidungen über die Zukunft einzelner Institute von Seiten des Präsidiums jederzeit zu erwarten sind.
Auch die angesprochenen Interessen der Gesamtuniversität im Bezug auf die Warnung, ein kunstgeschichtliches oder geisteswissenschaftliches Studium an der Universität Osnabrück aufzunehmen sind eher nebulös, ist die Aussicht keine Student*innen der Kunstgeschichte mehr an der Universität aushalten zu müssen doch offenkundig im Interesse des Präsidiums. Kritik an autoritären Entscheidungen mit autoritären Mitteln unterbinden zu wollen ist einer vorgeblich demokratischen Hochschule nicht würdig, wenngleich das Strategiekonzept der Universität die Bereitschaft zur Ausübung von Macht gegenüber Untergebenen als „Führungsqualität“ ausdrücklich fordert [4].
Darüber hinaus zeigt das Präsidium mit dieser Entscheidung seinen Unwillen, aktiv für die Interessen der Universität, der an ihr Beschäftigten und nicht zuletzt der Studierenden einzustehen und die vollzieht freudig die vorauseilende Unterwerfung unter menschengemachte sogenannte Sachzwänge. Dazu passend sind die zwei im Oktober 2016 neu gewählten Vizepräsident*innen darauf bedacht, das Image der Universität im Zweifel auch zulasten von Studium und Lehre zu fördern und die wissenschaftlichen Beschäftigten zu Drittmitteleintreiber*innen zu degradieren und abzurichten [5], kurz die Universität völlig den Launen des Marktes anheimzugeben.
Schließlich fügt sich das Gebaren des Präsidiums in dieser Sache aber in vorherige Verhaltensweisen der Geringschätzung von demokratischen Universitätsgremien. Dabei ist es nun fast nebensächlich, ob der Senat und andere Gremien nun bewusst in die Irre geführt [6] oder durch Verzögerungen von Seiten des Präsidiums unter unnötigen Zeit- und Entscheidungsdruck gesetzt werden.

Insbesondere fordern wir in Anbetracht der Geschehnisse die Beantwortung folgender Fragen:

  1. Zieht das Präsidium überhaupt in Betracht, das Institut nicht zu schließen, sollten sich Senat und Fachbereichsrat dagegen aussprechen?
  2. Welche Auswirkungen hätte die Schließung des Instituts auf andere Fächer bzw. Studiengänge, insbesondere auf die Kunst?
  3. Da das Präsidium nur einem einzelnen Abschnitt der Stellungnahme des Instituts wahrheitswidrige Behauptungen unterstellt:
    1. Arbeitet das Präsidium mit falschen Zahlen um die Schließung des Institutes zu legitimieren?
    2. Wird das Institut geschlossen um mehr Mittel für naturwissenschaftliche Disziplinen bereitzustellen? Falls ja: Hält das Präsidium ein solches Vorgehen grundsätzlich für in Ordnung?
    3.  Wird das Institut geschlossen weil es nicht in Lehramtsstrukturen integriert ist? Falls ja: Was bedeutet das für andere Studiengänge, Professuren und Institute, die nicht in die Lehrer*innenbildung eingebunden sind?

 

[1] Antwort des Vizepräsidenten für Hochschulentwicklung und Strategie an die Fachschaft Kunstgeschichte vom 5. Januar 2017
[2] Stellungnahme des Kunsthistorischen Instituts vom 4. Januar 2017 (gekürzt unter https://www.kunstgeschichte.uni-osnabrueck.de/informationen)
[3] Reaktion des Präsidenten auf die Stellungnahme des Kunsthistorischen Instituts vom 4. Januar 2017
[4] Strategiekonzept der Universität Osnabrück (https://www.uni-osnabrueck.de/…/zusammenfassung_strategiepr…)
[5] Hochschulöffentliche Anhörung der neuen Vizepräsident*innen am 7. Juli 2016
[6] Protokolle des Senats der Universität Osnabrück vom 30. November 2011 (unter https://www.uni-osnabrueck.de/…/…/senatsprotokolle_2011.html) und vom 19. Februar 2014 ( unterhttps://www.uni-osnabrueck.de/…/…/senatsprotokolle_2014.html)