Veranstaltungsreihe "...weil das immer schon so war."

… weil das immer schon so war.

Privateigentum. Lohnarbeit. Polizei. Staat. Nation. Alternativlos?

Der Umgang mit kleineren und größeren Unannehmlichkeiten und Übelkeiten ist oft unvermeidbar. Sei es die Miete, die bezahlt werden möchte oder die Preise für Lebensmittel, Strom, Kinokarten und alles andere was zum Leben nötig ist oder Spaß macht. Daran direkt anschließend die Notwendigkeit für die allermeisten Menschen, für ein schönes Leben die eigene Arbeitskraft möglichst teuer verkaufen und ausbeuten lassen zu müssen, weil das schöne Leben ohne Geld nunmal schlecht funktioniert. Wobei die üblicherweise nicht besonders schöne Ausbildung, Zurichtung und Reproduktion dieser Arbeitskraft, die (Lohn-)Arbeit selber und der permanente Konkurrenzkampf dann den größten Teil des Lebens einnimmt. Bei der Aneignung der schönen Dinge und Notwendigkeiten auf anderem Weg als durch den Tausch gegen Geld droht ansonsten die Auseinandersetzung mit dem staatlichen Gewaltapparat, der Polizei und der angeschlossenen Strafmaschinerie. Über dem Ganzen steht die Nation als ideologischer Kitt, der die ansonsten in dauernden Konkurrenz- und Ausbeutungsverhältnissen zueinander stehenden Individuen als Volksgemeinschaft im Kampf gegen das noch größere Übel der Anderen zusammenhält.

In dieser Veranstaltungsreihe wollen wir einen Blick auf und hinter einige Grundlagen der real existierenden kapitalistischen Gesellschaft werfen, und vielleicht auch darüber nachdenken, ob wirklich alles so sein muss, wie es nunmal ist.

Alle Veranstaltungen finden jeweils um 18 Uhr in Raum 11/212 (im Schloss) statt.

8. Mai: Privateigentum – „tief im Wesen des Menschen“ begründet?
Das Privateigentum als das rechtliche Basisinstitut der kapitalistischen Gesellschaft wird seit dem Bestehen dieser Gesellschaft mit Rechtfertigungen unterbaut. Der Vortrag stellt mit der Okkupationstheorie und der Arbeitstheorie des Eigentums zwei Varianten der Rechtfertigung des Privateigentums vor und prüft deren Argumente im Lichte der ökonomie- und eigentumskritischen Perspektive von Karl Marx.

15. Mai: Arbeitswahn und Regression in Zeiten der kapitalistischen Krise
Der Arbeitswahn gehört zum Wesen der kapitalistischen Gesellschaft. Nicht nur, weil hier fast jede*r davon abhängt, die eigene Arbeitskraft zu verkaufen, um überleben zu können; da dieser Zwang immer schon zur Tugend verklärt wurde, geriet die Arbeitsethik zur Stütze der individuellen und kollektiven Identität. Nicht nur die AfD, sondern auch Linke wie Sahra Wagenknecht phantasieren von einer Rückkehr zur Arbeitsgesellschaft der 1960er Jahre in einem abgegrenzten Nationalstaat. Nun ist das zwar der Sache nach absurd, denn die kapitalistische Dynamik lässt sich nicht zurückdrehen. Doch das macht den neuen rechten wie linken Nationalismus nicht minder gefährlich. Denn er mobilisiert das rassistische und antisemitische Ressentiment und bereitet den Weg für eine autoritäre Zurichtung der Gesellschaft. Die Abwehr dieser Regression ist ohne eine grundlegende Kritik des kapitalistischen Zwangs zur Arbeit und des darauf beruhenden Arbeitswahns nicht zu haben.

22. Mai: All Cops Are Staatsgewalt
Wenn etwas so omnipräsent, selbstverständlich, bedeutungs- und zwecksetzend daherkommt wie die Polizei lohnt es, einen Blick auf Ursprünge und Gründe dafür zu werfen. Der Vortrag wird die Geschichte und Funktion der Polizei sowie ihr Auftreten als politischer Akteur beleuchten und Möglichkeiten diskutieren, wie sich ihrer Kontrolle und ihren Maßnahmen entzogen und widersetzt werden kann, ihre Macht zurückgedrängt werden kann.

29. Mai: Kritik des Staates - Einführung in materialistische Staatskritik
Das Spektrum der Interpretationen des Staates reicht von der Idealisierung bis zur Dämonisierung, von der Übernahme des Staates bis zu seiner Abschaffung. Während der Staat für die einen als Garant des Allgemeinwohls gilt, betrachten ihn andere als das Instrument der kapitalistischen Klassenherrschaft und wieder andere sehen in ihm das Terrain sozialer Kämpfe. In seiner diesem Vortrag werden die zentralen Thesen marxistischer Theorie zum Staat präsentiert. Außerdem wird auf rechte Angriffe auf bürgerliche Rechte und parlamentarische Demokratie eingegangen.

5. Juni: Volksgemeinschaft der Unfreien und Ungleichen
In dem Vortrag wird Nationalismus als Ideologie in Zusammenhang mit Demokratie, Herrschaft und der kapitalistischen Moderne gesetzt. Es werden die ideologischen Funktionen von Nationalismus und nationaler Identität als Erklärungs- und Rechtfertigungsmuster der modernen gesellschaftlichen Verhältnisse aufgezeigt, um ihrer anhaltenden Wirkmächtigkeit auf die Spur zu kommen.