Tafel-Nutzung von Studierenden

Kommentar zum NOZ Artikel vom 17.12.2018
"Osnabrücker Uni-Studenten dürfen Lebensmittel-Tafel nutzen"

Studierende können in vielen Tafeln in Deutschland gegen die Vorlage ihres Studierendenausweises oder anderen Nachweisen wie BAföG-Bescheinigungen Lebensmittel bekommen. Dies ist dem Umstand geschuldet, dass viele Studierende unterhalb der Einkommensgrenzen der Tafeln liegen. Diese Lebensmittel werden durch Unternehmen als Überschuss gespendet. Auch Studierende haben die gleichen Beiträge wie andere Bedürftige zu entleisten.

Somit ist das Angebot der Tafel in Osnabrück kein Sonderangebot für Unistudierende, es gilt schlicht für die Studierenden, die ohne solche Angebote nicht überleben könnten.

Der Allgemeine Studierendenausschuss der Universität Osnabrück verfolgt dabei die Auffassung, dass ein gewisser Teil der Studierenden unterhalb der Armutsgrenze lebt und sieht dies durch zahlreiche Erhebungen bestätigt. Weiterhin stehen wir in Kontakt mit der Tafel. Diese hat keinesfalls zu beklagen, dass die Studierenden anderen Menschen „das Essen wegnehmen würden“. Dies bestätigt die Annahme des Referates für Soziales, Gleichstellung und Inklusion, dass Studierende, welche diese Angebote nicht nutzen müssten, diese auch gar nicht nutzen. Allein die Hürde zu einer karitativen Einrichtung zu gehen, empfinden wir als zu hoch, als dass die Angebote überrannt werden könnten. Trotzdem sind wir der Tafel sehr dankbar, dass sie den Studierenden so ein niedrigschwelliges Hilfsangebot bereitstellt.

Wir empfinden den Artikel als populistisch und möchten dem gegenseitigen Ausspielen von Menschen, welche soziale Leistungen in Anspruch nehmen müssen, keinen weiteren Boden bieten. Allein der Umstand, dass in einer Industrienation wie Deutschland Menschen auf Almosen angewiesen sind, egal wie alt diese sind, wo sie wohnen, welcher Beschäftigung sie nachgehen oder eben ob sie studieren, zeugt von der Prekarisierung der Gesellschaft. Dass diese Almosen wiederum Lebensmittel sind, welche sonst weggeschmissen würden, aber noch eine gute Qualität bieten, zeugt weiterhin von schierem Wahnsinn.

Weiterhin ist uns durchaus bewusst, dass es auch Studierende gibt, welche beispielsweise ein Elternhaus haben, das ein Studium ohne Probleme finanziert oder die über andere finanzielle Mittel verfügen. Diesen Studierenden steht offen, sich beispielsweise in studentischen Initiativen zu organisieren. Es gibt zahlreiche dieser Initiativen an der Universität, welche sich für soziale Belange der Gesellschaft einsetzen. Auch können die Studierenden sich mit uns in Verbindung setzen; wir stehen mit der Tafel in Osnabrück in Kontakt und bieten etwa an, einen Kontakt herzustellen, wenn sich Studierende vorstellen könnten, Menschen regelmäßig mit Essen der Tafel zu Hause zu versorgen.

Zuletzt möchten wir auf die „journalistische Kompetenz“ des Autors aufmerksam machen. Wir würden dies nicht tun, wenn der Autor nicht im Artikel den Anschein erwecken würde, als wären wir nicht zu Gesprächen bereit. Es gab E-Mail-Korrespondenz und ein Telefongespräch. Aufgrund des unprofessionellen Verhaltens (und teils falscher Wiedergabe des Gesagten) sowohl uns als auch der Tafel gegenüber haben wir jedoch entschieden, dem Redakteur keine Freigabe für das Interview zu geben. Dass er nun doch verwendet, empfinden wir als fragwürdig.

Weiterführende Links:

https://www.derwesten.de/…/immer-mehr-studenten-aus-finanzi…

https://moses-mendelssohn-institut.de/…/PMWohnkostenStudier…

https://www.bmbf.de/…/21._Sozialerhebung_2016_Hauptbericht.…

https://www.asta.uni-osnabrueck.de/…/zusammenarbeit-mit-der…

https://www.fzs.de/…/bafoeg-ausbauen-breitenfoerderung-sta…/

https://www.welt.de/…/Wenn-Studenten-trotz-Nebenjob-zur-Taf…

https://www.sueddeutsche.de/…/immer-mehr-studenten-auf-tafe…

http://www.tafel-bw.de/index_htm…/Einkommensgrenze%20BFD.pdf