Immer noch: Kein Raum der AfD!

Am 23. Januar 2020 fand in den Räumen der Evangelischen Studierendengemeinde [auf Facebook: @ESG in Osnabrück] eine Veranstaltung zum Thema „Christen in der AfD - (wie) geht das zusammen?” statt. Eingeladen dazu war Volker Münz, „kirchenpolitischer Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion.” Der AStA der Universität Osnabrück verurteilt die Einladung eines Vertreters einer faschistischen Partei in das Umfeld von Schüler*innen und der Universität. Weiterhin fordert er erneut die Universität und ihre Angehörigen auf, der AfD keinen Raum zu bieten.

Rahmen für diese Veranstaltung waren die „Osnabrücker Oberstufentage” des „Arbeitskreises Kirche und Schule im Kirchenkreis Osnabrück”, eine auf Oberstufenschüler*innen aus Osnabrück ausgerichtete Tagung. Diese sollte sich in diesem Jahr mit „Rechtspopulismus als Herausforderung für Kirche und Gesellschaft” auseinandersetzen. Zunächst bleibt festzuhalten, dass es durchaus wünschenswert ist, dass sich Schüler*innen und Kirchen mit „rechtspopulistischen” Argumentationsstrukturen auseinandersetzen und diese zu entkräften versuchen.

Mit dieser Begründung einen Vertreter einer faschistischen Partei einzuladen ist diesem Anliegen allerdings nicht dienlich. Dafür, extrem rechte Ideologien, Ideologeme und Argumentationen freizulegen und ein tatsächliches Verständnis von ihnen zu entwickeln, um sie schließlich abzuwehren, ist es sogar hinderlich. Schließlich wird sich ein Vertreter der AfD nicht auf eine solche Veranstaltung einlassen, wenn er davon ausgeht, dass in ihr kein Nutzen für seine Partei liegt.

Dieser Nutzen kann vorerst auch „nur” darin bestehen, die AfD und ihre Positionen aus der in räumlichen und gesellschaftlichen Teilen der BRD glücklicherweise noch gegebenen (und wieder und wieder zu erkämpfenden) Isolation herauszuführen, sie diskutabel und salonfähig, für immer mehr Menschen anschlussfähig zu machen. Kurz: Den Faschismus als legitime politische Alternative anzubieten.

Es muss selbstverständlich über die AfD, ihre Ziele und Methoden gesprochen werden, allerdings nicht mit ihr. Informationen über die in ihr verbreitete Menschenfeindlichkeit, den Rassismus, den Antifeminismus, den Antisemitismus sind in erschöpfender Fülle öffentlich zugänglich. Eine Notwendigkeit, sie und ihre VertreterInnen als akzeptable GesprächspartnerInnen aktiv einzuladen, um ihnen entgegenzuwirken besteht also nicht.

Insofern ist es auch weniger bedeutend, wie die Veranstaltung konkret abgelaufen ist. Es mag durchaus sein, dass (wie etwa nach Aussage einer der Organisator*innen, Hochschulpastorin und Lehrkraft an der Universität Osnabrück) die Äußerungen Münz’ kritisch diskutiert und hinterfragt wurden. Festzuhalten bleibt vor allem, dass die AfD Platz bei der Evangelischen Studierendengemeinde bekommen hat und damit die Präsenz der AfD an Hochschulen und in ihrem Umfeld weiter normalisiert wurde.